Wallrafs Zeitgenossen: Franz Christian Gau – von Köln bis Ägypten

Wer im Frühling 2013 das damalige Kölnische Stadtmuseum besucht hat, dem wird der Name Franz Christian Gau aus der Sonderausstellung „Köln/Nil“ vielleicht noch in Erinnerung sein. Allen anderen möchten wir ihn heute kurz vorstellen.

Geboren 1790, wuchs Gau zur Zeit der französischen Besatzung in Köln auf. Da das Rheinland seit dem Frieden von Lunéville (1801) zu Frankreich gehörte, konnte er ab 1810 quasi als französischer Bürger eine Ausbildung zum Architekten in Paris beginnen. Zusammen mit seinem engen Freund Jakob Ignaz Hittorff (1792–1867) hatte er zuvor in der Kölner Sekundarschule die Vorlesungen von Ferdinand Franz Wallraf besucht. Dieser soll laut einigen Biografen der beiden Architekten auch für deren Empfehlung nach Paris gesorgt haben, wofür es aber keine Belege gibt. Beide wurden allerdings von ihrem Lehrer auch außerhalb der Vorlesungen gefördert.

Wallraf nahm jedenfalls regen Anteil am weiteren Lebenslauf seines ehemaligen Schülers. Gau schrieb ihm von seinen Reisen lange Briefe, in denen er ihn an seinen Eindrücken und Erlebnissen teilhaben ließ. Als Gau und Hittorff beide einen Preis der Brüsseler Akademie der Schönen Künste gewannen, gratulierte Wallraf mit „Vivat, Alaaf Köln!“ – für ihn war der Preis zugleich eine Auszeichnung seiner Heimatstadt, die diese beiden begabten Söhne schließlich hervorgebracht hatte.

Franz Christian Gau, Zeichnung, Ort und Datum unbekannt. © Rheinisches Bildarchiv Köln rba_mf136422.

Gau teilte Wallrafs Liebe zu Köln, sicherlich mit ein Grund, warum er seinem alten Lehrer so verbunden blieb. So schreibt er Wallraf beispielsweise 1815 aus Rom, dass die Stadt ihn an Köln erinnere – ob man schon damals von Köln als der nördlichsten Stadt Italiens sprach? Für Gau jedenfalls blieb Köln ein gewisser Sehnsuchtsort, an den er aber nicht wieder zurückkehren sollte.

Seine Reisen führten ihn 1818 weit über Italien hinaus bis nach Ägypten. Das Titelbild dieses Beitrags zeigt eine seiner malerischen Studien der dortigen antiken Stätten und Relikte. In Köln sorgte man sich zu dieser Zeit um Gau, da er lange nichts von sich hören ließ. Erst im Herbst 1819 kam ein Brief aus Alexandria mit der Nachricht, dass er wohlauf sei. Ein halbes Jahr später weilte er schon wieder in Rom. Von dort führte ihn sein Weg zurück nach Paris, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1853 als gefragter Architekt und Leiter einer Architekturschule tätig sein sollte.

Aus den Briefen an seine dortigen Freunde geht hervor, dass er sich zeitweilig eine Rückkehr nach Köln wünschte, allerdings hegte er wohl eine persönliche Abneigung gegen die Preußen, die nach dem Sieg über Napoleon die ehemals französischen Gebiete links des Rheins verwalteten. Pragmatisch betrachtet bot Paris sehr wahrscheinlich auch andere berufliche und gesellschaftliche Möglichkeiten. Umso bemerkenswerter ist daher, dass er – auch wenn es gute Gründe gab, in Paris zu bleiben – seine starke Verbundenheit mit Köln als einer der tatkräftigen Unterstützer des hiesigen Dombauvereins bewies. Als Präsident des Pariser Hilfsvereins sammelte Gau Geld und stand mit dem Dombaumeister Zwirner in engen Kontakt. Auf diese Weise blieb er auch aus der Ferne in die Geschicke seiner Heimatstadt involviert.

Mehr lesen im Begleitband zur Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum, 9. März bis 26. Mai 2013:

• Kramp, Mario, Köln-Nil: Die abenteuerliche Orient-Expedition des Kölners Franz Christian Gau 1818-1820, Köln, 2013.
  

Anmerkung der Redaktion: Anlässlich des Wallraf-Jubiläums 2024 reposten wir informative Details rund um Wallraf und seine Zeit.

Titelbild: Franz Christian Gau – Tefah, 1819, Wallraf-Richartz Museum & Foundation Corbourd. © Rheinisches Bildarchiv Köln, wrm_z0000771.